Neu entwickelter Test zum Nachweis einer genetischen Ursache für Parodontitis und Periimplantitis
- Wir wissen, dass der Parodontitis (Entzündung des Zahnhalteapparates) und der Periimplantitis (Entzündung des Implantatbetts) eine gestörte Wechselbeziehung zwischen dem natürlichen Keimspektrum im Mund und der körpereigenen Abwehr zugrunde liegt.
Befinden sich vermehrt den Zahnhalteapparat schädigende Bakterien im Mund aufgrund einer erhöhten Plaqueansammlung durch unzureichende Mundhygiene, versucht unser Körper diese Bakterien abzuwehren. Dabei kommt es zu einer Erweiterung der Blutgefäße, um schnellstmöglich viele Immunzellen an den Ort des Geschehens zu transportieren. Bei der Bekämpfung der schädigenden Keime werden so genannte Entzündungsmediatoren (Zytokine) freigesetzt, um weitere „Fresszellen“ anzulocken. Die wichtigste Rolle spielt dabei das Enzym Interleukin 1 (IL-1).
Interleukin 1 bewirkt unter anderem die vermehrte Bildung knochenabbauender Zellen (Osteoklasten) und hemmt die Bildung knochenaufbauender Zellen (Osteoblasten).
Daher sind die Symptome einer Parodontitis Zahnfleischbluten, Rötung und Schwellung des Zahnfleischs, Knochenabbau und je nach schwere der Erkrankung Lockerung der Zähne.
Nach neuesten Untersuchungen wurde nun festgestellt, dass bei Patienten, die an einer Parodontitis leiden ohne nachweisliche Risikofaktoren (mangelnde Mundhygiene, Rauchen, Diabetes, unausgewogene Ernährung) ein genetischer Defekt der Interleukin 1-Gene vorliegt.
Das heißt, dass bei den Betroffenen bereits eine leichte Entzündung eine überschießende Produktion von Interleukin 1 auslöst und es somit zu einer Verschiebung des Gleichgewichtes in Richtung Knochenabbau kommt. Etwa ein Drittel der europäischen Bevölkerung sind Träger dieser veränderten IL-1-Gene.
Kommen zu der genetischen Komponente noch weitere Risikofaktoren hinzu, steigt das Risiko, an einer Parodontitis zu erkranken, erheblich an. Ein Raucher ohne Genveränderung hat zum Beispiel ein 2,9-faches Risiko an einer Parodontitis zu erkranken. Liegt aber bei einem Raucher ein Gendefekt vor, erhöht sich das Risiko bereits auf das 8-fache.
Um diese Gendefekte zu erkennen, um Patienten bei Verringerung der Risikofaktoren klinisch stabil zu halten, wurde nun ein Test entwickelt, bei dem einfach, schnell und schmerzfrei mit einen Wangenabstrich der Genotyp des IL-1 bestimmt werden kann. Bei der Auswertung dieses Tests kommt es zur Einstufung der Patienten in verschiedene Risikogruppen, wonach sich der Therapie- und Prophylaxeplan für die Patienten ergibt.
Quelle: www.zwp-online.de